Was ich an bestimmten Büchern fazinierend finde, ist unter anderem die Tatsache, daß ich dort auf Worte und Befgriffe stoße, die weder in AltaVista noch Google zu finden sind. Nicht einmal mein Konversationslexikon von 1894 hilft weiter, welches mir oft bei der Bestimmung gewisser, obsoleter Dinge weiterhilft. Wer kennt noch den Namen jener für den häßlichen utilitaristischen Zweck gegründeten Gesellschaft zur Einführung lateinischer Buchstaben in das japanische Alphabet? Er lautete Romai-Kwai.

Zu einer Zeit und an einem Ort wo eine Rikscha nicht einfach Rikscha oder Rickshaw genannt wurde, sondern Jinrikisha, bereiste man Japan nicht mit einer Kamera im Handgepäck. Die Eindrücke mußten dementsprechend in bildhafter Sprache aufgezeichnet werden. Dies ist dem Autor gelungen. Er malt, photographiert mit Worten und versucht sich auch an Tonaufnahmen.

Natürlich werden touristische Attraktionen besucht und beschrieben, aber Einblicke in die fernöstliche Lebensart kommen nicht zu kurz. Auf die Idee sich ein Heimchen als Singvogel zu halten muß man erst mal kommen. Die Tatsache, daß die Haushälterin vergißt das Tier zu füttern und es in Folge aus Hunger erst seine Beine frißt, dann aufhört zu singen und schließlich eingeht, gehört zu den traurigeren Begebeneheiten der Japanreise.

Knorpel's Fazit: für Freunde der blumigen Sprache. Für Afficionados fernöstlicher Kulturen.

Lafcadio Hearn: Lotos - Blicke in das unbekannte Japan. Literarische Anstalt Rütten & Löning, Frankfurt a.M. 1907 - 304 Seiten - gibt es auch als Gutenberg Projekt online, aber auf Englisch
aus dem Englischen von Berta Franzos. Wird hin und wieder bei eBay versteigert